Schüsselkar / Rainer/Aschenbrenner (7)

Am Sonntag unsere Umwelt und auch den Geldbeutel etwas geschont und nur in die Leutasch zum Schüsselkar gefahren. Anfang der Saison kommt mir der Aufstieg zum Schüsselkar irgendwie immer kurzweiliger vor. Da gibt es wieder viele bereits vergessene Sachen zu entdecken und auch die Munde Nordwand leuchtet wunderschön winterlich herüber. Doch ab dem Scharnitzjoch zieht sich der Weg ganz schön hin. In der „Locker vom Hocker“ können wir einen Kletterer beobachten der einen Abflug in seine gelegten Keile und Camalots macht.

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Nach kurzer Suche finden wir auch endlich den Einstieg und so adjustieren wir uns. Heute bin ich als erstes an der Reihe und so steige ich frohgemutes in die erste Seillänge ein. Der erste Pfeilerriss ist saukalt, doch die Angst lässt mich meine kalten Finger vergessen. Puh, denke ich mir, wenn ich in dieser eigentlich eh ganz gut versicherten 6er Länge schon so viel Angst habe, wie wird dann erst die obere 7er Länge? Am Stand angekommen gebe ich Joggl das Seilkommando fürs Nachkommen und kann mich endlich wieder in der Sonne wärmen. Die nächste Länge ist etwas Nass, doch Joggl zieht souverän über die nassen Stellen hinweg. Den im Panico-Topo eingezeichneten Stand kann Joggl nirgends finden und so geht er gleich weiter, die eingezeichneten Linien im Topo stimmen zwar ganz gut, dafür ist bei den Längen- und Schwierigkeitsangaben einiges schief gegangen. Das im Auto zurückgebliebene Topo des Topoguide ist bis auf eine leichte Überbewertung (welche vielleicht den ein oder anderen überforderten Kletterer abschreckt) hier wesentlich besser. Da der weitere Weg klar ist schau ich nicht aufs Topo und klettere die vermeintliche 5er Länge nach oben. Kurz vor dem Stand denke ich mir, komisch für einen Fünfer verdammt gut abgesichert, na ja und leicht war der Fünfer auch nicht gerade. Ein Blick aufs Topo lässt mich dann doch erstaunen, diese Länge soll gerade ein Siebener gewesen sein. Der nächste kraftraubende Überhang mit „nur“ 6+ angegeben lässt Joggl dann ganz schön schnaufen, irgendwie können wir dem Topo langsam gar nicht mehr glauben. Doch im festen Wissen eine 6+ ist ja kein Problem kämpft Joggl sich Onsight hinauf. Die leichteren oberen Längen geraten dann zwar etwas brüchig, allerdings auch herrlich ausgesetzt. Bei so manchem Stand wackelt der Hintern über einem 300m hohem Abgrund und vor lauter Angst lehne ich mich doch lieber etwas in Richtung Felswand.
Leider ist im Panico-Topo auch nicht die Abseilpiste neben der Südverschneidung eingezeichnet, doch Joggl hängt sich „todesmutig“ an einen gefunden Zak-Haken und seilt sich freihängend über einen Abhang hinunter, in der Hoffnung irgendwo schon den nächsten Haken zu finden. Ich habe vor Abseilern immer den größten Respekt und so komme ich mit zittrigen Knien nach. Irgendwann kommt dann allerdings auch bei mir das Vertrauen ins Material und so kann ich den 4.Abseiler über 40m frei hängend schon richtig genießen.

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Leider können wir den letzten Abseilstand nicht finden und so müssen wir sehr heikel 8m zu einem Standplatz abklettern. Natürlich verklemmt sich genau beim letzten Abseiler das Seil und so ziehen Joggl und ich voll am herunterhängenden Strang. Plötzlich macht es Zwing und das Seilende kommt abgerissen heruntergerauscht. Im ersten Moment merke ich gar nicht, was mit Joggl los ist. Unter Schmerzen deutet er nur auf seinen Knöchel. Da ich ja noch mit Schiene klettern muss, haben wir zum Glück gleich das richtige Erste Hilfe Material dabei. Humpelnd geht es ganz langsam zur Wangalm und dann noch auf den langen Rückweg zum Auto. Am nächsten Tag erfahre ich von Joggl, dass vermutlich zwei Bänder im Knöchel gerissen sind.

Sass da Ciampac / Adang (V)

So endlich die Alpinklettersaison begonnen und mit Joggl in die Dolomiten gedüst. Meistens fährt ja Joggl mit dem Auto, da aber Manu übers Wochenende mit ihrer Freundin weg ist, fahre ich heute einmal. Joggl wollte zwar etwas anspruchsvolleres gehen, ich lasse aber gar nicht mit mir handeln, die erste Dolomitentour im Jahr soll ganz entspannt ablaufen. Um 9:30 stehen wir endlich am Grödner Joch und beginnen mit der Materialauswahl, Hammer und Haken bleiben heute im Auto dafür nehmen wir ein paar Friends mehr mit. Der Zustieg über sanfte Wiesen ist wirklich ein Genuss und so stehen wir nicht mal eine Stunde später am Einstieg. Wow so ganz aus der Nähe schaut die Wand auch nicht mehr gerade klein aus. Das Leuchten in Joggls Augen macht einem Suchscheinwerfer Konkurrenz und so lasse ich ihm gerne für die erste Seillänge den Vortritt.

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Im unteren Bereich warten zwar einige grasige Längen auf uns, doch ich genieße das leichte einklettern und kann so das alpine Gespür für den Routenverlauf und die Absicherungsmöglichkeiten wieder langsam aufbauen. Ab der 5. Seillänge wird die Kletterei immer steiler und besser. Die Standplätze sind eigentlich immer mit 2 Schlaghaken ausgerüstet und auch zwischendurch findet sich hin und wieder die ein oder andere Rostgurke. Doch auch das legen von Klemmkeilen und Friends ist hier ein wahrliches Vergnügen und so kann eigentlich fast jeder Stand mit einem Friend oder einer Köpflschlinge verbessert werden. Die erste „schwerere“ Seillänge fällt mir zu und so übernehme ich doch gerne zwei, drei Friends und auch die Schockabsorber geben bei den Rostgurken ein gutes Gefühl.

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Die Seillänge ist wahrlich ein Genuss, doch das beste ist ein bequemer Liegestand an ihrem Ende. Ich mache es mir erstmal ganz gemütlich und hole Joggl dann nach. Aus meiner Position sieht die Wand richtig steil aus.

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Die letzte 5er Länge ist dann leider etwas splittrig aber auch diese Hürde ist schnell überwunden.

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Da Joggl doch noch auf seine Kosten kommen will, zieht er, anstatt der Originalführe in einem Bogen zu folgen, am Schluss in direkter Linie nach oben. Das Gelände dürfte hier zwar auch nicht weit über dem 5.Grad liegen, doch lässt die schlechtere Absicherungsmöglichkeit Joggls Herz höher (oder zumindest schneller) schlagen. Die Ausstiegsschrofen stellen zum Abschluss auch kein Problem mehr dar und so stehen wir nach 4Stunden Kletterzeit am Ende einer 500m hohen Wand. Der Abstieg stellt sich dann leider als nicht mehr so ganz genussreich heraus. Da der Weg über die Nordseite in relativ schattigem Gelände liegt brechen wir im Schnee immer wieder bis zur Hüfte ein. Da wir nur unsere leichten Sommerschuhe mithaben, bekommen wir bald kalte Füße, im wahrsten Sinn des Wortes. Doch es hilft nichts wir müssen hier durch. Nach 2 Stunden Wühlerei kommen wir endlich triefend nass beim Auto an. Trotz des Abstiegs war die Tour ein wirklich tolles Erlebnis, die Tour selbst war staubtrocken und wir waren im ganzen Gebiet die einzigen Kletterer.

Weißseespitze (3510m)

Eigentlich habe ich heute mit Fahmi ausgemacht die Inzinger Roßkogelrinne zu fahren, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Gestern mit Bu@ im Kaunertal gewesen und dort schon die ganze Zeit einen einzelnen Nordwandgeher beobachtet. Da wir nicht erkennen konnten ob er Ski mit trägt, nahmen wir an er oder sie würde wieder zu Fuß absteigen. Plötzlich taucht in der Wand eine Pulverschneefontäne auf. Der (oder die) Verursacher(In) zieht mit weiten Schwüngen durch die Wand. Bei jedem Schwung löst sich eine kleine Pulverschneelawine. Also wird das morgige Ziel schon im Kopf umgeplant. Fahmi hat leider sowieso keine Zeit, dafür kommt Lea, mit der ich Email Kontakt bezüglich der Roßkogelrinne habe, mit. Ich hole Lea um 8:00 in Innsbruck ab und gemeinsam kutschieren wir ins Kaunertal. Da wir beide Regio-Card Besitzer sind lassen wir das Auto beim unteren Lift stehen und schweben mühelos bis auf 3100m. Mit Skiern queren wir zum Wandfuß und können die Steigeisen direkt anschnallen. Da über die erste Stufe nur eine dünne Schneeschicht auf dem Blankeis vorhanden ist, muss Lea das ungewohnte Gefühl mit zwei Eispickeln erst überwinden. Doch schon nach wenigen Metern hat sie den Dreh heraus und kommt mit einem Grinsen im Gesicht zu mir herauf.

Von Weissseespitze

Im oberen Teil der Wand muss ich spuren. Zuerst lehne ich Leas Angebot auch einmal das Spuren zu übernehmen Gentlemanlike ab. Doch schon nach wenigen Metern denke ich mir, Gentleman ist am Berg deplaziert, also kann Lea spuren. Ich mache noch ein Foto von ihr, doch sie zieht schon mit enormer Geschwindigkeit nach oben und ich kann sie kaum noch einholen.

Von Weissseespitze

Die letzten Meter bis zum Gipfel scheinen nicht enden zu wollen, doch irgendwann ist auch diese Hürde geschafft und heute bekomme ich endlich ein Gipfelfoto mit mir drauf.

Von Weissseespitze

Nach einer gemütlichen Gipfelrast stehen wir gemeinsam an der Einfahrt in die Wand.

Von Weissseespitze

Große Ski für große Mädchen kleine Ski für kleine Jungs 😉

Die steilste Stelle der Wand, die ich beim letzten mal umtragen musste, ist diesmal mit einem 2 Meter breiten Schneestreifen bedeckt. Da ich die Verhältnisse nach der Steilstelle nicht einschätzen kann rutsche ich erstmal Vorsichtig ab. Gleich merke ich, dass der Schnee sehr angenehm zu fahren ist und so setze ich den ersten Schwung.

Von Weissseespitze

Sofort fällt die Anspannung ab und ich ziehe mit weiten Schwüngen die halbe Wand hinunter. In der Mitte bleibe ich stehen um einige Fotos von Lea zu schießen.

Von Weissseespitze

Lea begutachtet noch einmal genau die Einfahrt in die Wand. Ohne Abzurutschen setzt sie sofort den ersten Schwung in die Wand.

Von Weissseespitze

Elegant taucht sie im Telemarkstil komplett in den sie umgebenden Pulver ein. Ich kann gerade noch ihren Helm erkennen. Mir bleibt vor Staunen der Mund offen stehen, wie man (natürlich Frau) in so steilem Gelände solch weite Schwünge mit so einer Geschwindigkeit fahren kann.

Von Weissseespitze

Unten angekommen verschnaufen wir erstmal und ich gratuliere Lea zur vermutlichen weiblichen Telemark Erstbefahrung. Einige neugierige Skifahrer quetschen uns noch aus und dann rasen wir über die Piste ins Tal. Da wir ja beide die Regio-Card haben gönnen wir uns noch eine Bergfahrt und ziehen unsere Spuren in schönem Firn nach unten.

Taschach Eiswand (3355m)

6:13 der Wecker klingelt. Mir tut noch alles weh vom gestrigen Skitag, unser Kater Felix ist heute die Nacht nass nach Hause gekommen, also drehe ich mich einfach noch einmal um und genieße den Schlaf. Plötzlich kommt Manu ins Zimmer, sie muss heute arbeiten, und meint, es hat aufgerissen und es dürfte ein schöner Tag werden. Also endgültig raus aus den Federn und gefrühstückt. Ok die Sicht dürfte heute fürs Skifahren nicht gerade ideal sein, also das „gute“ Nordwandwetter (relativ Kalt und wenig Sonneneinstrahlung) genützt und ins Pitztal gefahren. Faul wie ich bin lasse ich mich von den Pitztaler Gletscherbahnen zum Mittelberg Joch kutschieren. Über eine gute Spur finde ich trotz Nebel den Weg über den Taschachferner zum Einstieg der Wand.

Von Taschach

Die Einsamkeit lässt die hiesige Bergwelt noch eindrucksvoller auf mich wirken. Ohne die Fell auszupacken schnalle ich die Ski gleich auf den Rucksack und spure in Richtung Wand. Die ersten 100 Höhenmeter sind sehr anstrengend, doch dann treffe ich endlich auf eine alte Spur. Zügig geht es in den vorhanden Fußstapfen nach oben. Das Wetter will sich heute einfach nicht an den Wetterbericht, der für Nachmittag schönes Wetter vorhergesagt hat, halten. Mein Glück so bleiben die absturzbereiten Steine festgefroren in der Wand.

Von Taschach

Die letzten Meter bis zum Ausstieg der Wand sind blank, da ich allerdings schon einige Abfahrtsspuren ausmachen kann, muss diese Stelle irgendwie umgangen werden können. Am Ausstieg erwartet mich erstmal ein ordentlicher Sturm. Mühsam kämpfe ich mich mit abgefrorenen Ohren zum Gipfel. Das Wetter lädt nicht gerade zum Verweilen ein und so schnalle ich mir schnell die Skier an und fahre Richtung Wand.

Von Taschach

Tatsächlich finde ich im Ausstieg der Wand eine Fußspur zum brüchigen Nordgrat über den ich die Blankeisstelle umgehen kann. Nachdem ich am Grat doch einige male ordentlich zupacken muss finde ich eine geeignete Stelle um die Skier anzuschnallen. Hier ist es sogar windstill und so genieße ich erstmal eine ordentliche Jause. Die ersten Meter quere ich in die eigentliche Wand hinein und teste dann die Verhältnisse. Da die heutige Abfahrt doch wesentlich einfacher als die Hochfeiler Nordwand ist, kann ich gleich jeden Schwung richtig genießen. Mit einem Grinser im Gesicht hüpfe ich hin und her, nur die festgefrorenen alten Spuren stören manchmal meinen Bewegungsfluss. Ganz allein in dieser beeindruckenden Umgebung koste ich für mich jeden Schwung aus. Viel zu schnell bin ich am Wandfuß angelangt.

Von Taschach

Nun heißt es auf altbekannten Wegen über den Taschachgletscher abzufahren. Die Abfahrt bis zur Taschachalm ist gerade noch möglich. In Gedanken an den Trubel der, als wir mit der Alpingruppe am K2 und Rostizkogel waren, hier geherrscht hat, schnalle ich meine Ski auf den Rücken. Zu Fuß bringe ich die letzten paar Meter zum Auto hinter mich und trete die Heimreise an. Jetzt muss ich mich aber sputen, denn meine Ski schreien langsam nach einem richtigen Service, den ich heute noch bei meinen Eltern ausführen werde.

Hochfeiler (3510m)

Joggl holt mich um 2:00 in der Früh ab. Das bedeutet aufstehen um 1:30, wow sollte das nicht eher Schlafenszeit sein? Verschlafen steige ich zu Joggl ins Auto und wir brausen über den Brenner ins Pfitschertal. Wir versuchen so weit als möglich mit dem Auto in Richtung Pfitscher-Joch-Haus hinaufzufahren, doch bei den Scheibler-Lahner ist endgültig Schluss. Also heißt es erstmal Ski tragen. Die Strasse bis zur Kehre zum Günther Messner Biwak zieht sich echt lang hin, besser wäre es gewesen bei der Kehre Rastkapelle zu parken. Nach 1,5 Stunden können wir kurz vor der Biwakschachtel endlich die Ski anziehen. Vorbei an den beeindrucken Nordwänden von Hochferner (vor 3 Jahren haben Klaus und ich für diese Tour insgesamt 20! Stunden gebraucht) und Grießferner ziehen wir gemütlich unsere Spur.

Von Hochfeiler

Von hinten kommen sehr schnell zwei Südtiroler zu uns herauf. Da die Tour für mich doch ganz schön weit ist, lasse ich mich gar nicht auf ein Rennen ein und wir machen den beiden gerne Platz. An der Grießscharte angekommen heißt es erstmal Ski abschnallen und über 100hm nach unten tragen. Bis wir die Ski wieder anlegen können wir die Südtiroler gerade noch am Felsriegel zwischen Rötkees und Schlegeiskees erkennen, ein wirklich beeindruckendes Tempo was die beiden da vorlegen. Selbst beim Felsriegel angekommen müssen wir uns für eine von zwei Spuren entscheiden, ich bin mir ziemlich sicher einen von den Südtirolern in die untere Spur einsteigen gesehen zu haben und so lässt sich Joggl für den scheinbar weiteren Weg überreden. Am Schlegeiskees angekommen können wir endlich unser heutiges Tagesziel die Hochfeiler Nordwand erkennen.

Von Hochfeiler

Durch die linke Rinne gehen schon einige Aufstiegs- und auch Abfahrtsspuren, doch der eigentliche Nordwandanstieg liegt noch vollkommen jungfräulich vor uns. Beim Bergschrund angekommen checken wir erstmal die Lage und stärken uns dann bei einer Jause für die bevorstehende Wand. Da wir kein Seil dabei haben versuchen wir ganz Vorsichtig den Bergschrund mit Steigeisen und Pickeln bewaffnet zu überqueren. Hier merke ich, dass Joggl einfach die längeren „Haxn“ als ich hat. Für mich wird der Schritt in seinen Fußstapfen ganz schön weit. Im unteren Teil der Wand liegt einiges an Pulver und so wechseln wir uns alle 50 Höhenmeter mit dem Spuren ab.

Von Hochfeiler

Das Spuren ist sehr anstrengend und die hohen Temperaturen tun ihr übriges dazu. Mir läuft der Schweiß in strömen herunter. Doch nach oben hin kommt endlich ein kühles Lüftchen auf und es liegt auch kein Pulver in der Wand. Nun Schwitze ich zwar nicht mehr vor lauter Anstrengung doch die Ausgesetztheit auf den letzten paar blanken Metern lässt doch die ein oder andere Angstschweißperle auf meiner Stirn hervortreten. Endlich am Grat angekommen fällt die Anspannung von mir ab und ich schieße noch ein Foto von Joggl im Ausstieg.

Von Hochfeiler

Über einen kurzen Grat geht es noch hinauf zum Gipfel. Dort treffen wir die Südtiroler wieder. Sie haben die Abfahrtsspuren in der linken Rinne begutachtet und meinen es wäre nur sehr wenig Pulver auf einer harten Unterlage gewesen. Also entschließen sie und Joggl sich, über den Normalweg abzufahren. Da ich doch einen für solche Verhältnisse besseren Ski habe zögere ich länger welche Abfahrtsvariante ich nehmen soll. Ich vermute am meisten Pulver im Ostteil des original Nordwandanstiegs. Da wir über den Westteil ausgestiegen sind erkundige ich zuerst mit Steigeisen und Pickel die Einfahrt in die Wand. Hier hat es eine ca. 20cm dicke Pulverschicht auf einer hartgefrorenen Unterlage. Ich denke mir, na ja du hast schon schlechtere Verhältnisse erlebt und schnalle mir die Ski an. Vorsichtig fahre ich in die Wand ein. Joggl schießt eine ganze Reihe von Fotos.

Von Hochfeiler
Von Hochfeiler
Von Hochfeiler
Von Hochfeiler
Von Hochfeiler
Von Hochfeiler

Bei den ersten Schwüngen spüre ich, dass ich auf dem harten Untergrund den Kantengriff bis an seine Grenze ausreizen muss. Immer wieder Rutsche ich in verschiedene Richtungen auf der Suche nach einer etwas mächtigeren Schneeauflage. Wo am meisten Schnee ist kann ich nur abschätzen, da die Oberfläche überall gleich ausschaut. Plötzlich spüre ich wie die Kanten nach einem Schwung nicht mehr greifen. Ich bin gerade im steilsten Bereich der Wand und spüre wie ich immer mehr beschleunige. Mein Herz rast. Ich weiß allerdings, dass ich in wenigen Metern auf unsere Aufstiegsspur mit viel Schnee treffen werde. Also versuchen, dass Gleichgewicht nicht zu verlieren und kontrolliert weiterrutschen. Als die ersten Zonen mit weicheren Schnee kommen spüre ich wie der Ski zu rupfen anfängt. So jetzt nur beim Bremsen keinen Überschlag provozieren, dass wäre tödlich. Mit voller Kraft halte ich den Ski und spüre wie ich Bremse. Nach gut 20 Höhenmetern komme ich endlich zum Stillstand und kann wieder einmal durchschnaufen. Nun wartet noch perfekt steiles Skigelände mit wunderschönem schwerem Pulver auf mich. Mit jedem Schwung rutscht der oberste Zentimeter des Pulvers mit mir mit und ich springe in einem Bach aus Schnee einen Schwung nach dem anderen. Mit einem Juchzer ziehe ich nun entspannt die restliche Wand hinunter, obwohl ich natürlich immer noch darauf achte voll auf Sicherheit zu fahren ist die Wand hier Genuss pur. Am Wandfuß angekommen rufe ich Joggl an um ihm zu Berichten, dass ich gut über den Bergschrund gekommen bin.

Von Hochfeiler

Den Felsriegel vor dem Rötkees kann ich sehr hoch auf einem schmalen Schneestreifen überwinden. In schwerem Pulver ziehe ich meine Spur bis zum Gegenanstieg auf die Grießscharte. Beim Gegenanstieg breche ich immer wieder Hüfttief ein und so werden diese 100 Höhenmeter zur echten Qual. Ab der Scharte erwartet mich super Firn und zum Schluss geht es halb Ski tragend halb fahrend durch Blumenwiesen bis zum Auto.

Von Hochfeiler