Am Sonntag unsere Umwelt und auch den Geldbeutel etwas geschont und nur in die Leutasch zum Schüsselkar gefahren. Anfang der Saison kommt mir der Aufstieg zum Schüsselkar irgendwie immer kurzweiliger vor. Da gibt es wieder viele bereits vergessene Sachen zu entdecken und auch die Munde Nordwand leuchtet wunderschön winterlich herüber. Doch ab dem Scharnitzjoch zieht sich der Weg ganz schön hin. In der „Locker vom Hocker“ können wir einen Kletterer beobachten der einen Abflug in seine gelegten Keile und Camalots macht.
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Nach kurzer Suche finden wir auch endlich den Einstieg und so adjustieren wir uns. Heute bin ich als erstes an der Reihe und so steige ich frohgemutes in die erste Seillänge ein. Der erste Pfeilerriss ist saukalt, doch die Angst lässt mich meine kalten Finger vergessen. Puh, denke ich mir, wenn ich in dieser eigentlich eh ganz gut versicherten 6er Länge schon so viel Angst habe, wie wird dann erst die obere 7er Länge? Am Stand angekommen gebe ich Joggl das Seilkommando fürs Nachkommen und kann mich endlich wieder in der Sonne wärmen. Die nächste Länge ist etwas Nass, doch Joggl zieht souverän über die nassen Stellen hinweg. Den im Panico-Topo eingezeichneten Stand kann Joggl nirgends finden und so geht er gleich weiter, die eingezeichneten Linien im Topo stimmen zwar ganz gut, dafür ist bei den Längen- und Schwierigkeitsangaben einiges schief gegangen. Das im Auto zurückgebliebene Topo des Topoguide ist bis auf eine leichte Überbewertung (welche vielleicht den ein oder anderen überforderten Kletterer abschreckt) hier wesentlich besser. Da der weitere Weg klar ist schau ich nicht aufs Topo und klettere die vermeintliche 5er Länge nach oben. Kurz vor dem Stand denke ich mir, komisch für einen Fünfer verdammt gut abgesichert, na ja und leicht war der Fünfer auch nicht gerade. Ein Blick aufs Topo lässt mich dann doch erstaunen, diese Länge soll gerade ein Siebener gewesen sein. Der nächste kraftraubende Überhang mit „nur“ 6+ angegeben lässt Joggl dann ganz schön schnaufen, irgendwie können wir dem Topo langsam gar nicht mehr glauben. Doch im festen Wissen eine 6+ ist ja kein Problem kämpft Joggl sich Onsight hinauf. Die leichteren oberen Längen geraten dann zwar etwas brüchig, allerdings auch herrlich ausgesetzt. Bei so manchem Stand wackelt der Hintern über einem 300m hohem Abgrund und vor lauter Angst lehne ich mich doch lieber etwas in Richtung Felswand.
Leider ist im Panico-Topo auch nicht die Abseilpiste neben der Südverschneidung eingezeichnet, doch Joggl hängt sich „todesmutig“ an einen gefunden Zak-Haken und seilt sich freihängend über einen Abhang hinunter, in der Hoffnung irgendwo schon den nächsten Haken zu finden. Ich habe vor Abseilern immer den größten Respekt und so komme ich mit zittrigen Knien nach. Irgendwann kommt dann allerdings auch bei mir das Vertrauen ins Material und so kann ich den 4.Abseiler über 40m frei hängend schon richtig genießen.
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Leider können wir den letzten Abseilstand nicht finden und so müssen wir sehr heikel 8m zu einem Standplatz abklettern. Natürlich verklemmt sich genau beim letzten Abseiler das Seil und so ziehen Joggl und ich voll am herunterhängenden Strang. Plötzlich macht es Zwing und das Seilende kommt abgerissen heruntergerauscht. Im ersten Moment merke ich gar nicht, was mit Joggl los ist. Unter Schmerzen deutet er nur auf seinen Knöchel. Da ich ja noch mit Schiene klettern muss, haben wir zum Glück gleich das richtige Erste Hilfe Material dabei. Humpelnd geht es ganz langsam zur Wangalm und dann noch auf den langen Rückweg zum Auto. Am nächsten Tag erfahre ich von Joggl, dass vermutlich zwei Bänder im Knöchel gerissen sind.