Blue Ice Choucas

Aus BestOf

Eigene Gurte für Hoch- und Schihochtouren sind ja schon länger am Markt, doch der kleine französische Hersteller Blue Ice bringt nun einen speziell für hochalpine Unternehmungen komplett aus Dyneema gefertigten Hüftgurt auf den Markt.

Ultralight

Aus Blue Ice Choucas

Der Gurt überzeugt mit, laut Herstellerangaben, gerade einmal 170 Gramm (bei mir auf der Küchenwaage 177g bei Größe M/L) Eigengewicht und einem super Packmaß im mitgelieferten Beutel. Der sich übrigens noch einmal mit fast 30 Gramm Extragewicht zu Buche schlägt. Aber wenn es wirklich aufs Gewicht ankommt fliegen bei mir sowieso alle Packsäcke, Steigeisenhüllen und Taschen aus dem Rucksack. Damit tritt er schon fast in Konkurrenz mit dem Camp Alp 95, der bei mir übrigens 124 Gramm auf die Waage bringt. Doch im Gegensatz zu diesem lässt sich der Choucas auch mit angeschnallten Schiern anziehen.

Hochtourengurt

Aus Zuckerhütl

Was, bis auf das Gewicht, unterscheidet eigentlich einen Hochtourengurt von einem normalen Sportklettergurt. Durch die sich bei jedem Schritt auf und ab bewegenden Beinschlaufen wird im zentralen Anseilring ständig Reibung erzeugt, so ist dieser einer sehr hohen Belastung ausgesetzt und nach mehreren Hochtouren ist der Gurt verschlissen und muss ausgetauscht werden. Einige Hersteller verzichten auf den zentralen Anseilring und befestigen die Beinschlaufen direkt am Hüftgurt, dadurch rutscht allerdings der Anseilpunkt weit nach oben. Gerade bei einem Spaltensturz sowohl für den Stürzenden (fast die gesamte Energie wird auf die Hüfte übertragen) als auch für den Sichernden (Umreissgefahr) ein nicht gewünschter Effekt. Blue Ice behält den klassischen Zentralring bei hat allerdings die Beinschlaufen etwas länger und nur mit einer Schnalle verschließbar konstruiert. Dadurch wird schon etwas mehr Energie auf die Oberschenkel übertragen und der Anseilpunkt bleibt nieder. Allerdings geht ein Sturz, auch aufgrund des relativ dünnen Materials doch stärker ins Kreuz als bei einem klassischen Sportklettergurt. Ich fand den Gurt bequemer als den Alp 95 und mit dicker Tourenhose auch für eine etwas längere „Pause“ in einer Spalte geeignet.

Händling

Das Anziehen des Gurtes mit angeschnallten Schiern sollte vielleicht zuerst einmal zu Hause ausprobiert werden, doch wenn man verstanden hat wie das Ganze vor sich geht, ein Kinderspiel und so ist der Gurt auch mit dünnen Handschuhen sofort angezogen.

Nachhaltigkeit

Aus Ardeche

Da ich schon längere Zeit im alltäglichen Leben darauf bedacht bin Lebensmittel und Kleidung aus möglichst ressourcenschonender Herstellung zu kaufen möchte ich auch bei meiner Bergsportausrüstung in Zukunft auf dieses Thema mehr Bedacht nehmen. Das Ausgangsmaterial des Gurtes die Dyneemafaser wird vom Niederländischen Chemieunternehmen DSM hergestellt. DSM wirbt damit durch seine Produkte den CO2 Footprint zu verringern und auch mehreren humanitären Programmen hat sich DSM angeschlossen. Die Homepage von DSM www.dsm.com ist sehr informativ und so findet sich dort sogar eine genaue Aufschlüsselung wie viele Mitarbeiter in den jeweiligen Produktionsländern arbeiten. Blue Ice selbst widmet sich diesem Thema schon etwas verschlossener doch auch sie sind Mitglied im 1% for the Planet Programm und am Gurt prangt sehr löblich, ein Aufnäher „Made in France“. Leider fällt auch hier, wie schon beim Gewicht, der zugehörige Packbeutel auf, das Schild „Made in Vietnam“ trübt den gesamt Eindruck etwas.

Fazit

Für Schi- und Hochtouren ein perfekter immer dabei Gurt, das Anlegen mit angeschnallten Schiern funktioniert perfekt und auch der Hängekomfort ist für einen Gurt dieser Gewichtsklasse in Ordnung. Wer leicht Bekleidet den ganzen Tag in diversen Ständen an den Sonnenplatten hängen will sollte sich eventuell einen etwas besser gepolsterten Gurt zulegen doch für den genannten Einsatzbereich wäre jedes weitere Gramm übertriebener Komfort.

Ein Gedanke zu „Blue Ice Choucas

  1. Hallo,
    bin zufällig beim Suchen nach sinnvollen Skitouren- und Eisklettern-Handschuhen auf Deine Site gestoßen. Ich habe neulich mit meinen neuen Röckl-Kaputzenhandschuhen im Sturm auf 4000m mir fast die Finger an/gefroren.

    Die obige Beschreibung des Choucas gefällt mir. Hab mir den Gurt auch auf der Messe angeschaut. Eine Alternative wäre für mich der Camp. Bin auch ein etwas übertriebener Gewichtsfetischist. Meine Frage: Wie ist das beim Austreten (gr. Geschäft). Kann auf entsprechenden Gletscherbereichen nicht ungefährlich sein (siehe auch: „Der Tod als Seilgefährte“, sehr zu empfehlen). Beibt der Hüftgurt um, wenn ich die Hose/n runterziehe und die Beinschlaufen aufmache? Was meinst Du dazu?

    Anmerkung: Bin dabei, eine Site aufzumachen (evtl. bei Mountain Wilderness) für möglichst nachhaltige, umweltverträgliche Outdoorausrüstung, die sehr funktionstüchtig ist, zudem leicht und klein, mögl. vielseitig verwendbar, damit man auch (mal) ohne Auto alpinistische Aktivitäten ausüben, sprich: „Alles“ in einen Rucksack packen kann… Insofern hat mir Dein Hinweis zu der Chucas-Herstellung geholfen.

    Noch was: Südl. von Genf gibt es einige kleine und junge Firmen, die teilweise richtig gute Sachen herstellen wie Blue Ice, Cilao, Boldrini, Vertical (leider pleite), aber bei dem Thema Nachhaltigkeit gibt es bei allen noch Bedarf, so scheint mir…

    Merci für eine evtl. Anwort.

    Ciao mml

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