6:13 der Wecker klingelt. Mir tut noch alles weh vom gestrigen Skitag, unser Kater Felix ist heute die Nacht nass nach Hause gekommen, also drehe ich mich einfach noch einmal um und genieße den Schlaf. Plötzlich kommt Manu ins Zimmer, sie muss heute arbeiten, und meint, es hat aufgerissen und es dürfte ein schöner Tag werden. Also endgültig raus aus den Federn und gefrühstückt. Ok die Sicht dürfte heute fürs Skifahren nicht gerade ideal sein, also das „gute“ Nordwandwetter (relativ Kalt und wenig Sonneneinstrahlung) genützt und ins Pitztal gefahren. Faul wie ich bin lasse ich mich von den Pitztaler Gletscherbahnen zum Mittelberg Joch kutschieren. Über eine gute Spur finde ich trotz Nebel den Weg über den Taschachferner zum Einstieg der Wand.
Von Taschach |
Die Einsamkeit lässt die hiesige Bergwelt noch eindrucksvoller auf mich wirken. Ohne die Fell auszupacken schnalle ich die Ski gleich auf den Rucksack und spure in Richtung Wand. Die ersten 100 Höhenmeter sind sehr anstrengend, doch dann treffe ich endlich auf eine alte Spur. Zügig geht es in den vorhanden Fußstapfen nach oben. Das Wetter will sich heute einfach nicht an den Wetterbericht, der für Nachmittag schönes Wetter vorhergesagt hat, halten. Mein Glück so bleiben die absturzbereiten Steine festgefroren in der Wand.
Von Taschach |
Die letzten Meter bis zum Ausstieg der Wand sind blank, da ich allerdings schon einige Abfahrtsspuren ausmachen kann, muss diese Stelle irgendwie umgangen werden können. Am Ausstieg erwartet mich erstmal ein ordentlicher Sturm. Mühsam kämpfe ich mich mit abgefrorenen Ohren zum Gipfel. Das Wetter lädt nicht gerade zum Verweilen ein und so schnalle ich mir schnell die Skier an und fahre Richtung Wand.
Von Taschach |
Tatsächlich finde ich im Ausstieg der Wand eine Fußspur zum brüchigen Nordgrat über den ich die Blankeisstelle umgehen kann. Nachdem ich am Grat doch einige male ordentlich zupacken muss finde ich eine geeignete Stelle um die Skier anzuschnallen. Hier ist es sogar windstill und so genieße ich erstmal eine ordentliche Jause. Die ersten Meter quere ich in die eigentliche Wand hinein und teste dann die Verhältnisse. Da die heutige Abfahrt doch wesentlich einfacher als die Hochfeiler Nordwand ist, kann ich gleich jeden Schwung richtig genießen. Mit einem Grinser im Gesicht hüpfe ich hin und her, nur die festgefrorenen alten Spuren stören manchmal meinen Bewegungsfluss. Ganz allein in dieser beeindruckenden Umgebung koste ich für mich jeden Schwung aus. Viel zu schnell bin ich am Wandfuß angelangt.
Von Taschach |
Nun heißt es auf altbekannten Wegen über den Taschachgletscher abzufahren. Die Abfahrt bis zur Taschachalm ist gerade noch möglich. In Gedanken an den Trubel der, als wir mit der Alpingruppe am K2 und Rostizkogel waren, hier geherrscht hat, schnalle ich meine Ski auf den Rücken. Zu Fuß bringe ich die letzten paar Meter zum Auto hinter mich und trete die Heimreise an. Jetzt muss ich mich aber sputen, denn meine Ski schreien langsam nach einem richtigen Service, den ich heute noch bei meinen Eltern ausführen werde.