Da es die letzten paar Tage immer wieder geregnet hat, haben Manu und ich beschlossen im Kaunertal auf die Suche nach ein wenig Pulverschnee zu gehen. Der Skitag war dann auch sehr gut, wenig Leute und wirklich guter Schnee, allerdings ab 12:00 bremste der Schnee einfach zu stark. Da das Wetter inzwischen recht schön war, wollten wir den Klettergarten am Ende des Stausees noch begutachten.
Zum aufwärmen und um mich an den sehr glatten Felsen zu gewöhnen stieg ich in eine 5+ ein. Schon bei den ersten Metern dachte ich mir, wow ist das hier glatt. Die Tour führte immer wieder über kurze Flachstücke. Ich stand vielleicht gerade 2m über dem letzten geklinkten Haken auf Höhe des nächsten Hakens, doch leider musste ich noch 1,5m quer zurück klettern um diesen Haken einhängen zu können.
Plötzlich dürfte es mir einen Fuß an einer etwas feuchteren Stelle „gezupft“ haben und ich fiel. Da das heraufführende Seil über eine Mulde gespannt wurde, stolperte ich zu meinem Glück natürlich auch noch über dieses Seil und so flog ich quer in Richtung der Flachstücke. Obwohl Manu vorbildlich reagiert hatte und zurück gelaufen ist, um die Sturzstrecke zu verkürzen, bin ich doch einige male mit der Seite am Fels aufgeschlagen. Endlich nach ca. 6m Sturz im Gurt hängend bekam ich erstmal keine Luft und hatte starke Schmerzen in der Seite. Manu fragte mich ob sie mich ablassen könnte und nachdem ich mir eine kurze „Verschnauf“ Pause (ich konnte wirklich nicht mehr schnaufen) gegönnt hatte, lies sie mich ab. Am Boden angekommen rannte ich erstmal einige Runden im Kreis, bis mich Manu etwas beruhigt hatte und mich in scharfen Ton darauf hinwies, ich könnte eine Wirbelverletzung haben und ich solle mich gefälligst ruhig hinlegen. Wie immer gehorchte ich natürlich aufs Wort 😉 und legte mich erstmal nieder. Natürlich nicht ohne zuerst eine Diskussion zu versuchen wie wir denn jetzt die Schlingen herunterholen könnten. Doch mit abklingen des Schockes kam auch der Schmerz und so blieb ich schließlich in Seitenlagerung schmerzgekrümmt liegen. Da Manu keinen Handyempfang herstellen konnte fuhr sie ein kleines Stück weg auf eine Kuppe und konnte dort durch abschalten des Handys und durch wählen der 112 statt Eingabe des Pin Codes (in diesem Mode erhält der Notruf höchste Priorität und so kann manchmal auch ein Notruf abgesetzt werden wenn kein Netz gefunden wird) konnte sie endlich den Euronotruf erreichen. Nach genauer Durchgabe unseres Aufenthaltortes kam sie wieder zurück zu mir. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die wenigen Minuten in denen Manu weg war für mich das Schlimmste waren, in Zukunft würde ich auf jeden Fall, wenn möglich, irgendwelche Passanten mit der Verständigung des Notrufs einteilen. Ich kam mir total einsam und hilflos vor. Doch Manu war sehr schnell wieder bei mir und informierte mich, dass die Einsatzzentrale den Hubschrauber schicken würde, ich war echt froh, da ich wusste, dass ein Rettungsfahrzeug bis hier herauf mindestens eine halbe eher eine dreiviertel Stunde brauchen würde. Obwohl ziemlich klar ersichtlich war, dass ich verletzt wäre und doch einige Autos vom Gletscher herunter kamen hat zuerst niemand gehalten um nachzufragen ob wir Hilfe brauchten. Als wir uns so umschauten sahen wir sogar ein Ehepaar keine 20m von uns auf einer Bank sitzen und zu uns herüberglotzen, auch sie dürften die ganze Sache beobachtet haben, doch auf die Idee zu helfen waren sie scheinbar nicht gekommen. Mir ist so etwas unbegreiflich. Doch gerade als wir ungläubig das Ehepaar entdeckten, hielten ein oder zwei Autos und einige Einheimische fragten was denn hier passiert sei. Gerade als Manu ihnen die ganze Situation erklärte, konnten wir schon den Hubschrauber knattern hören. Mit einer Schleife suchte sich der Pilot einen guten Landeplatz und schon kamen der Notarzt, der Flugretter und der Pilot zu mir herüber. Nachdem der Notarzt gleich meine Wirbelsäule untersuchte und dort keine Verletzung finden konnte, bekam ich endlich ein Schmerzmittel. Sofort verging der schlimmste Schmerz und so war ich gleich wieder wesentlich zuversichtlicher. Der Notarzt vermutete gleich einen Rippenbruch, da ich allerdings auch in der Nierengegend Schmerzen hatte wurde ich sehr vorsichtig auf die Tragebahre gelagert. Nachdem Manu die Rettung bis hierher vorbildlich organisiert hatte und mich endlich in den Händen der professionellen Retter sah, kullerten ihr doch einige Tränen über die Wangen. Der Flugretter, welcher auch Alpinpolizist war, dachte genauso wie ich, wie wir denn nun die noch hängenden Expressschlingen herunterbekommen würden, so sind wir Kletterer einfach, Expressschlingen bleiben nicht in der Wand, das ist Ehrensache. Da er am nächsten Tag einen Ausbildungskurs fürs Klettern organisieren würde, könnte er den Kurs ja gleich hier herinnen machen und dabei die Schlingen abbauen. Gemeinsam mit den einheimischen Helfern wurde ich auf der Bahre zum Hubschrauber getragen.
Da ich mich nicht aufrichten konnte, war leider nichts mit einem aussichtsreichen Alpenrundflug. Im Moment war ich allerdings nur froh, halbwegs schmerzfrei liegen zu können. Im Krankenhaus Zams angekommen verabschiedete mich die Hubschraubercrew herzlichst. Für ihre schnelle und professionelle Hilfe zu bedanken habe ich in diesem Moment ganz vergessen, möchte ich aber hiermit nachholen. Im Krankenhaus wurde ich sofort geröntgt, dabei wurden 2-3gebrochene Rippen festgestellt und ich musste dann ein wenig auf die Ultraschalluntersuchung warten. Zwischenzeitlich war auch Manu mit dem Auto den weiten Weg herausgekommen. Der Arzt der die Ultraschalluntersuchung durchführte war sehr nett und so erklärte er Manu und mir genauestens meine Inneren Organe. Abschließend meinte er, dass die Durchblutung überall normal wäre, doch bei der Leber könne man einen Schaden erst durch ein zweites Ultraschall am nächsten Tag ausschließen. Auf der Station angekommen wurde ich von einer netten Schwester gleich in die lokalen Gepflogenheiten (was Essen, wann Essen, wann Visite, usw…) eingehweit. Endlich konnte auch meine inzwischen ziemlich müde Manu, den Heimweg antreten.
Die nächsten Tag waren geprägt von viel Langeweile und einigen Schmerzen, bei den Röntgenuntersuchungen traf ich immer wieder alte Bekannte, schönen Gruas an Lisa nochmals: endlich bin ich zum Berichtschreiben gekommen. Ich habe mich im Krankenhaus Zams echt wohl gefühlt die halbe Belegschaft scheinen Kletterer zu sein 🙂 . Doch ich war schon nach 2 Tagen wieder so weit am Damm, dass ich heimgehen konnte. Mein Hausarzt meinte bei einem Rippenbruch könne ich eh nicht viel machen, ich sollte halt die nächsten ein zwei Wochen noch nicht klettern, mit der Zeit würde das schon wieder werden.
Ich möchte mich noch einmal bei allen die mir geholfen haben, den Einheimischen am Klettergarten, den Flugrettern, dem gesamten Krankenhauspersonal und allen anderen Freunden und Bekannten noch einmal herzlich danken, ihr wart echt alle super und habt mir so geholfen, dass ich das ganze immer frohgemutes Überstanden habe!
hab das grad erst gesehen, hoffe du hast dich inzwischen erholt und bist schon wieder fleißig beim kettern!