Habe Manu überreden können, dass wir um 3:00 früh losfahren. Hab ihr versprochen, sie kann im Auto weiterschlafen. Die Anfahrt über Mailand nach Alagna Valsesia verläuft problemlos und so stehen wir schon vor Mittags an der Bahn um in Richtung Punta Indrem zu schweben. Die Fahrt mit der Bahn ist ein echtes Erlebnis. Die Liftstützen sind teilweise noch in Holzbauweise gehalten. Wir sind froh, als wir sicher an der Bergstation ankommen, die Bahn war den halben Winter ausgefallen und schon am nächsten Tag sollte die Bahn wieder für mehrere Tage stehen. Mit schwer bepacktem Rucksack geht es zur Mantova Hütte.
Da wir nicht reserviert haben werde ich langsam nervös ob wir ein Plätzchen auf der Hütte erhalten. Endlich auf der Hütte angekommen erklärt uns der Hüttenwirt allerdings: „ No Problem“ und wir erhalten sogar ein 3 Bett Zimmer ganz für uns alleine! Da wir jetzt doch ganz schön lange auf sind beschließt Manu noch ein wenig zu chillen. Ich kann mich allerdings nicht zurück halten und so steige ich bei schlechter werdender Sicht noch bis zu einer Höhe von ca. 4000m auf. Zurück auf der Hütte finden sich langsam alle Gruppen im Gastraum zum Abendessen ein. Auf der Hütte befinden sich an diesem und auch am folgendem Abend nur deutschsprachige Gruppen. Das Abendessen auf der Hütte ist wirklich hervorragend und auch der Wein mundet uns sehr. Da draußen 30cm Neuschnee fällt ist die Stimmung in der Hütte sehr ausgelassen. Als ich durch den Schnee aufs Klo gehe, knicke ich plötzlich um und spüre einen stechenden Schmerz im rechten Sprunggelenk. Mühsam humple ich noch in unser Zimmer und hoffe, dass ich morgen eine Skitour gehen kann.
In der Früh begrüßt uns ein zauberhafter Sonnenaufgang.
Von Monte Rosa un… |
Wir sind die letzten die sich in die Spur auf die Signalkuppe einreihen. Da der Hüttenwirt gestern allerdings meinte ein Seil wäre nicht nötig, können wir die anderen Gruppen beim Anseilen am Gletscher einholen. Da in dieser Höhe ein eisig kalter Wind bläst können wir die ersten Sonnenstrahlen kaum erwarten.
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Mit Blick auf den mächtigen Lyskamm legen wir eine erste Rast nach ca. 2 Stunden ein.
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Noch sehen wir keine Abfahrtsspuren in den Hängen um uns, doch wir können schon den ersten Hubschrauber dröhnen hören. Beim Hubschrauberlandeplatz angekommen müssen wir in einer abenteuerlichen Querung ca. 50hm nach unten. Doch ab hier können wir unser heutiges Tagesziel endlich erkennen: die Signalkuppe mit der Capanna Margeritha, auf einer Seehöhe von 4559m die höchsten Hütte der Alpen.
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Langsam spüren wir die fehlende Akklimatisation und so schleppen wir uns die letzten Höhenmeter bis zum Skidepot. Hier gilt es noch eine letzte Steilflanke zu überwinden. Da wir eventuell über die Südflanke abfahren möchten trage ich die Ski und Manu die Stecken noch bis zum Gipfel. Im Hintergrund leuchtet die Nordwand des Lyskamms zu uns herüber.
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Nach 4,5 Stunden stehen wir endlich am Gipfel und Manu hat ihren ersten Alpenviertausender bestiegen.
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Da die Einfahrt der Südflanke vereist ist und die 1200hm Aufstieg uns in den Knochen stecken fahren wir nur über die kurze Westflanke ab. Im oberen Bereich ist die Abfahrt stark windverpresst, doch je tiefer wir kommen, desto besser wird der Pulver. Der Gegenanstieg ist überraschend kurz und so ziehen wir unsere Spuren durch teilweise knietiefen Pulver zur Hütte. Auf der Hütte gibt’s erstmal ein Belohnungsbier und Cola und dann wird eine Runde geschlafen. Mit Riesen Hunger geht’s schließlich zum Abendessen. Da mein Fuß immer noch schmerzt suchen wir allerdings bald wieder unsere Betten auf.
Am nächsten Morgen geht es wieder den gleichen weg nach oben bis zu unserem Frühstücksplatz. Die verharschten Spuren lassen beim Gedanke an die Abfahrt keine Hochstimmung aufkommen. Da Manu nur gemütlich zur Ludwigshöhe aufsteigen will, ich aber einen Versuch am Lyskamm wagen möchte, trennen wir uns hier. Ein Bergführer einer Globetrek Gruppe meint zu Manu: „ Pass auf Madl da ischs Löchrig“. Manu bleibt dann in der Nähe der Aufstiegsspur. Ob der Führer den Hang für sich unverspurt haben wollte werden wir nie erfahren, er ist uns jedenfalls schon auf der Hütte mit einigen großspurigen Kommentaren aufgefallen. Spalten habe ich dort bis auf den Bergschrund zumindest noch nie gesehen.
Da der Neuschnee am Grat zum Lyskamm nicht windgepresst ist beschließe ich nach einer ordentliche Wühlerei im fast senkrechtem Pulver mein heutiges Unternehmen aufzugeben und so treffen Manu und ich uns bald wieder beim Frühstücksplatzl.
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Die Abfahrt erweist sich als wie erwartet bes…n. Ich hole noch unser restliches Material von der Mantova Hütte. Bedanke mich beim Wirt für den wirklich tollen Service und steige noch einmal 100hm zu Manu auf um über eine steile Rinne zur Punta Indrem abzufahren. Die Skiroute zurück zum Skigebiet führte uns zuerst durch steile Hänge mit knietiefen Sulz und zum Schluss mussten wir mit unseren schweren Rucksäcken noch eine fast ebene Querung angehen. Ab hier verflucht mich Manu wirklich, doch mit der anschließenden Übernachtung im B&B San Bernardino mit den Eseln und dem super Abendessen bei Miesmuscheln und Pizza kann ich ihr wieder ein Lächeln auf ihr hübsches Gesicht zaubern. Doch das ist eine andere Geschichte.
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Hallo Simon,
so unrecht hatte der Bergführer mit Spalten an der Ludwigshöhe nicht!
Ist wirklich nicht gut, sich am Frühstücksplatz zu trennen. Auch den Tipp, ohne Seil aufzusteigen, halte ich für absolut leichtsinnig.
Ich habe vor ein paar Jahren selbst zwei Tschechen an der Ludwigshöhe ans Seil nehmen müssen, weil am Gipfel ein Sprung über eine Spalte erforderlich wurde. Zwei Tage, nachdem wir das Gebiet verlassen hatten, sind zwei Italiener oberhalb der Gnifetti in einer Spalte erfroren – mit Zuschauern von oben, die nicht helfen konnten.
Adrian
Hallo Adrian
Ich gebe dir natürlich recht, ohne Seil auf einem verschneiten Gletscher ist nicht gerade verantwortungsvoll. Da in dieser Woche allerdings sehr viele Gruppen unterwegs waren und keine einzige Gruppe am Seil gegangen ist, denke ich mir, dass ein seilfreies gehen und abfahren vertretbar war. Ich glaube, der genannte Führer wollte wirklich den unverspurten Hang für seine Kundschaft haben. Er ist uns leider schon recht negativ aufgefallen, als er in der Hütte versuchte seine Gruppe gegen eine Summit Club Gruppe „aufzuhetzen“. Glücklicherweise hat der Summit Club Bergführer diesem Vorhaben recht schnell den Wind aus den Segeln genommen.
Gruas
Simon