Im Tal soll das Thermometer heute über 20° Celsius erreichen. Also heißt das für uns hoch hinauf. Dank Regio Card bringen uns die Pitztaler Gletscherbahnen schnell auf über 3000m. Um dem Trubel auf der Wildspitze etwas entgehen zu können, wählen wir den Brochkogel als Tagesziel aus. Manu, Kathi und Fahmi lassen sich schnell von der Tour überzeugen, doch auch Lea lässt sich bei meinen Worten: hinten hinunter, wieder aufsteigen, gute Pulverabfahrt nicht lange bitten. Kornelius ein Freund von Lea und auch Juha mit seiner Freundin Kaisa, welcher ich mein altes Splitboard leihe, begleiten uns noch.
Da wir heute 8 Personen sind, müssen wir mit zwei Autos fahren. Also fahren wir „Telfer“ mit einem Auto ins Pitztal und treffen die „Innsbrucker“ am Parkplatz der Gletscherbahnen. Das Gedränge im Pitzexpress lässt bei mir irgendwie keine gemütliche Tourenstimmung aufkommen, doch sobald wir das Mittelbergjoch überschreiten fängt uns die ruhige Bergwelt ein. Schnell aufgefellt schon geht es auf flacher Spur unserem Ziel entgegen.
An der westlichsten Kehre verlassen wir die Aufstiegsspur zur Wildspitze und ziehen in Richtung Brochkogeljoch. Der Nordgrat ist inzwischen fast vollständig ausgeapert, ich kann mich erinnern vor 2 Jahren konnte Joggl noch den ganzen Grat mit Schiern ohne abschnallen abfahren. So verspricht der Südostgrat mehr Aufstiegsfreuden. Leider hat Kaisa keine Steigeisen für ihre Snowboardboots, doch da Kornelius Schnürsteigeisen hat, leiht er ihr seine. Nach einigen Metern leichter Kraxelei erreicht die Kletterei bald eine schärfere Gangart.
Da Kaisa und Juha sich in diesem Gelände nicht so sicher fühlen und sowieso mehr Wert auf eine tolle Abfahrt als auf einen Gipfel geben drehen sie um, Kornelius und Lea begleiten die beiden mit etwas schwerem Herzen. Doch auf alle Vier wartet eine super Abfahrt über den Taschachferner. Nach etwa dem halben Grat versperrt uns eine glatte Platte den Weg, für Fahmi mit Snowboardboots ist dies nicht zu schaffen, doch auch ich würde mir hier definitiv ein Seil wünschen. Nach einiger Suche finde ich einen Durchschlupf über eine nach unten führende Rinne die in einem Schneefeld das wieder zum Grat hinauf zieht endet. Jetzt müssen wir nur noch einmal ordentlich zupacken bevor wir das flache Gletscherplateau erreichen.
Unsere Abfahrtsroute führt uns zuerst über die 40° steile, verharschte Südflanke, bevor wir am Vernagtferner surffeeling testen können. Leider geht diese Abfahrt viel zu schnell zu Ende und schon müssen wir wieder auffellen. Unser nächstes Ziel heißt Taschachjoch, doch leider studiere ich die Karte etwas zu ungenau und so steuern wir direkt auf das Taschach Hoch Joch zu. Als wir nach dem langen Gletscherhatscher am Joch ankommen kann ich meinen Fehler erkennen. Hier sollten wir normalerweise ganz gemütlich zum Urkundsattel abfahren können. Stattdessen bricht der Gletscher gleich nach dem Joch steil ab. Irgendwie kommt mir das Ganze bekannt vor, hier war ich doch vor nicht ganz einem Jahr schon, es ist der Ausstieg aus der Taschach Eiswand. Also müssen wir irgendwie nach Osten zum Taschachjoch kommen. Ich erinnere mich noch an Barbaras Worte zum Übergang von der Petersenspitze zum Taschachjoch: „Ja des isch schian, war meine Prüfungstour für´n Instruktor Hochalpin, a netter 3er Grat.“ Das muss ich schon etwas müde, mit dem ganzen Schigeraffel und ohne Seil heute nicht mehr haben. Doch glücklicherweise zeigt uns ein kleiner Erkundungsabstecher, dass die Schwierigkeiten in Richtung Petersenspitze liegen und wir mit angeschnallten Schiern zum Taschachjoch abfahren können. Ab hier können wir 4 Abfahrtsspuren zum Taschachferner folgen. Das letzte Steilstück bevor wir auf die Spur vom Schigebiet herunter kommen ist mit meinen fetten Latten nocheinmal ordentlicher Genuss, doch Kathi und Manu tun sich bei dem leicht windgepressten Schnee mit ihren Tourenschiern schon schwerer.
Ich bin die Taschachabfahrt zwar noch nie bei so viel Schnee gefahren, doch die Flachstücke durchs Tal nerven trotzdem ganz schön. Wir schaffen allerdings auch noch diese Hürde und so kommen wir irgendwann wieder am Parkplatz der Gletscherbahnen an.