Fluchtkogel (3500m) Weißseespitze (3510m)

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Da ich am Freitag mit vielen Freunden meinen 30er ordentlich feierte war natürlich am Samstag Ausrasttag, doch so konnte für Sonntag eine logistisch hochkomplizierte Tour geplant werden: Lena und Flo bringen mir noch am Samstag einen Autoschlüssel und fahren am Sonntag mit Gerhard sehr früh ins Kaunertal. Lea, Juha, Marika und ich kommen mit meinem Auto nach. Wir parken Lenas Auto zum Parkplatz Gepatschferner, fahren mit meinem Auto wieder hinauf. Am Gipfel merke ich, dass ich den Schlüssel von Lenas Auto in meinem Auto liegen gelassen habe, also holen Juha und Marika den Schlüssel und fahren zu Lenas Auto ab. Mit diesem Auto holen sie mein Auto und kommen wieder zum Gepatschferner. Nun fahren Lea, Marika und Juha mit meinem Auto heim und ich hole Lena, Flo und Gerhard mit Lenas Auto in Vent ab. Wer sich jetzt fragt, wer da mit wem gefahren sei und was da überhaupt war, der möge weiterlesen und auf Lösung des Rätsels hoffen.

Schon lange hatte ich die Fluchtkogel Nordwestwand als Ziel ins Auge gefasst. Doch vom Auto aus sind es doch 1500 Höhenmeter und zum Schluss müssen die Schier über 300 Höhenmeter getragen werden, mit meinen fetten Latten ist das natürlich kein Vergnügen. Doch als Lena und Flo bei meinem Geburtstagsfestl etwas von einer Tour vom Kaunertaler Gletscherschigebiet über die Weißseespitze auf den Fluchtkogel schwafelten war ich natürlich gleich ganz Ohr. Sie wollten vom Fluchtkogel ins Ötztal abfahren, hatten aber so das Problem, dass sie in Vent ankamen, ihr Auto aber am Kaunertaler Gletscher stand. Doch ich brauchte für meine geplante Nordwandabfahrt 2 Autos im Kaunertal, eines am Gletscherparkplatz und eines am Parkplatz zum Gepatschferner, dort wo ich vor nicht ganz einem Jahr meinen Kletterunfall hatte, doch auf einen Hubschrauberflug war ich nicht mehr scharf. Gemeinsam stand also einer Verwirklichung unser aller Ziele nichts mehr im Wege.
Da ich inzwischen doch schon einige male auf der Weißseespitze war, war ich froh, dass heute wiedermal ein anderer Weg gespurt war. So folgen Lea, Marika, Juha und ich der Spur vom Nörderschartl über die Nordflanke und den Ostrücken auf die Weißseespitze.

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Da Marika eine sehr starke Abfahrerin ist, aber der Aufstieg in so großer Höhe sie ziemlich schaffte, beschlossen Juha und sie, es bei diesem Gipfel heute sein zu lassen und nicht mehr weiter auf den Fluchtkogel zu gehen. Plötzlich fiel mir ein: scheiße ich Idiot habe Lenas Autoschlüssel in meinem Auto liegen gelassen. Doch da ja Juha und Marika nach der Nordwandabfahrt von der Weißseespitze beim Parkplatz vorbei kommen, können sie den Schlüssel aus meinem Auto holen. Nach dem Schock war es Zeit für einen Gipfelschnaps.

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Nachdem wir uns getrennt haben, ziehen Lea und ich unsere Spuren in Richtung Brandenburger Haus. Unter dem Brandenburger Haus heißt es noch einmal auffellen, doch nun trennen uns nur noch knappe 400 Höhenmeter vom Gipfel. Diese Hürde schaffen wir sehr schnell und so stehen wir um 13:00 Uhr am Gipfel des Fluchtkogels und ich kann einen genaueren Einblick in die Nordwand erhaschen. Nach einer kurzen Gipfelrast während der ich Lea über den männlichen Trieb „der erste sein zu wollen“, wobei diesem Trieb ja doch auch einige Frauen erliegen, aufkläre und ich dabei bemerke: „He du machst heute ja auch die vermutliche weibliche Telemarkerstbefahrung ;-).“ Beginnen wir uns für die Abfahrt herzurichten. Endlich kann ich wieder einmal dem Ritual für richtig steile Abfahrten folgen: Schuhe ordentlich zuknallen, Bindung verriegeln und mit der Hand in die Stockschlaufen, aus lawinentechnischen Sicherheitsgründen verriegle ich die Bindung wirklich nur mehr in Situationen in denen eine Fehlauslösung tödlich endet und verwende auch kaum mehr die Stockschlaufen. Kurz müssen wir noch über den Nordostgrat abfahren, bevor wir in die Nordwestwand einschwenken können. Da die Wand für uns unbekanntes Terrain ist, schlägt mein Herz wie wild. In der Literatur steht irgendetwas von zwar nur 200 Höhenmetern, die Wand soll aber immer wieder auf 60° aufsteilen. Am Ostrand wäre die Wand zwar am flachsten, doch eine Aufstiegsspur und abbrechende Wechtenteile haben hartgefrorene Spuren hinterlassen. Das Abfahren dürfte hier ziemlich ruppig werden. Also quere ich an den Westrand. Hier schaut der Schnee zwar recht gut aus, doch kann ich nicht die ganze Wand einsehen. Egal, der Schnee ist perfekt und so beginne ich mit dem aneinanderreihen von Schwüngen. Inzwischen habe ich auch in steilerem Gelände mit meinem langen Schi kein Problem mehr umzuspringen. Zum Schluss steilt die Wand noch etwas auf, doch 60° erreicht sie derzeit sicher niemals. Auf dem Gletscherplateau warte ich auf Lea, die natürlich wie immer elegant im Telemarkstil die Wand hinunter zieht.

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Schon von der Weißseespitze haben wir unter der Nordwand eine schöne Firnrinne ausmachen können. Gerne geben wir uns noch etwas länger den vertikalen Abfahrtsfreuden hin. Da der Schnee hier richtig schön aufgefirnt ist, entfährt mir ein ordentlicher Juchezer.

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Zum Abschluss müssen wir zwar noch einige hartgefrorene Schneerutscher abfahren, doch auch dies kann unsere Freude nicht trüben. Da der Weg bis unter die Rauhekopfhütte sehr flach ist müssen wir hier ordentlich anschieben, bevor wir durch den wilden Bruch des Gepatschferners fahren. Im untersten Teil unserer Abfahrt zum Auto wartet richtiger Schneesumpf auf uns.

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Doch irgendwann ist auch diese Hürde geschafft und wir können schon Marika und Juha, die es sich beim Auto gemütlich gemacht haben, ausmachen. Nun fahre ich noch mit Lenas Auto Lena, Flo und Gerhard in Vent abholen. Bei der gemeinsamen Heimreise tauschen wir die so unterschiedlichen Eindrücke einer so ähnlichen Tour aus.

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3 Gedanken zu „Fluchtkogel (3500m) Weißseespitze (3510m)

  1. Danke fürs Abholen!

    Wir hatten eine super Tour- weit ist´s schon, aber das ist ja bekanntlich egal solange es Spaß macht.

    Ich freu mich schon auf weitere Touren.
    c.F

  2. Ah ja was ich vergessen hab:
    die Verhältnisse sind bis zum Vernagtbach derzeit perfekt- danach ein wenig sulzig bis grasig.

    Wir sollten einmal eine Zeichnung anfertigen, wie das mit den Autos zustande gekommen ist. Hitverdächtig!

  3. Ja, für eine Zeichnung wäre ich sehr dankbar, hab’s nämlich 2 mal lesen müssen, bis ich’s halbwegs gecheckt hab‘. Aber wie immer ein toller Tourenbericht!
    Grüße,
    Christoph

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