Irgendwie wollte heute niemand mit mir auf Tour gehen, also musste eine relativ sichere und häufig begangene Skitour her. Ich war überzeugt, dass das Wetterkreuz im Kühtai beide Bedingungen perfekt erfüllen würde und so brach ich ganz alleine auf.
Die Annahme, dass das Wetterkreuz häufig begangen wurde sollte sich schon am Parkplatz als richtig herausstellen, der Parkplatz war schon fast voll. Also zog ich guter Dinge die Felle auf meine fetten Planken auf und startete los. Am Beginn konnte ich noch gleich eine geführte Truppe überholen, bevor an mir selbst zwei Damen mit gutem Tempo vorbeizogen. Ich war froh bald alleine durch die verschneite Landschaft gleiten zu können. Am Bucher See bemerkte ich, dass eine verfallene Hütte liebevoll mit Wasserrad und Holzschaukeln wieder aufgebaut worden war. So langsam kam auch mein heutiges Ziel ins Blickfeld und so konnte ich mir langsam über ein paar Abfahrtsvarianten Gedanken machen.
Die Variante über den Nordostgrat hinunter um dann in einer breiten Rinne in die Nordwand zurück zu queren gefiel mir am besten. Da ich allerdings Lawinentechnisch kein Risiko eingehen wollte, beschloss ich erst am Gipfel eine endgültige Entscheidung zu treffen. Die letzten Meter zum Gipfel zogen sich mit meinem schweren Ski dann doch noch ganz schön und so war ich froh endlich oben angekommen zu sein. Da am Gipfel ein echt starker Wind blies beschloss ich gleich abzufellen und weiter unten eine Pause einzulegen. Als ich meine geplante Abfahrtsroute von oben erkundete bemerkte ich eine Person die auf das darunter liegende Joch aufgestiegen war. Da ich so annehmen konnte, dass mich jemand beobachtete und im Notfall Hilfe holen würde, entschied ich mich endgültig für die steile Variante in der Nordflanke, der schlechte Schnee am Normalweg trug sein Schäufelchen zu dieser Entscheidung natürlich auch bei. Vorsichtig rutschte ich über den Grat zur Einmündung der Rinne ab. Die Rinne selbst war zwar nicht sonderlich steil, allerdings mit Triebschnee gefüllt. Um die Schneedecke nicht zu sehr zu belasten rutschte ich den Triebschneebereich ab. Weiter unten war der Schnee nicht gebunden und so konnte ich endlich einige Schwünge in die Flanke zaubern. Ich kreuzte noch die Aufstiegsspur des einzelnen Tourengehers und nahm ein kleines Cliff mit, bevor ich mir ein sonniges Plätzchen für eine Pause suchte. Auch der einzelne Tourengeher kam bald meinen Spuren folgend herunter.
Da er extra eine einzelne Spur hier herauf gelegt hatte wollte ich mich noch entschuldigen, dass ich „seinen“ Hang verspurt hatte. Er rief mir nur zurück: „Verdammt schwar zum fahren der Schnea.“ Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor und so fragte ich: „Peter?“ Er kam sogleich zu mir heraufgesprintet und meinte nur:“ I hab ma schu vorher denkt, des kannt da Simon sein.“ Petz bot mir sogleich einen Schnaps an und so zogen wir gemeinsam unsere Spuren in Richtung Tal. Am Parkplatz mussten wir uns schließlich nur kurz voneinander verabschieden, da wir uns am Abend zu Marinas und Daniels Geburtstag wieder treffen sollten.