Nach längerer Zeit mit Klaus wieder einmal einige Mails gewechselt und für Samstag den „Bayerischen Traum“ ausgemacht. Natürlich heißt klettern mit Klaus erstmal früh morgens aus den Federn. So bekomme ich schon einige Minuten vor 6:00 früh einen Anruf mit einen bestens gelaunten Klaus am Apparat der meint er stünde jetzt vor meiner Wohnung. Da der Wetterbericht für heute Nachmittag schlecht Wetter angesagt hat, ziehen wir mit schnellen Schritten zum Scharnitzjoch. Da die Tour am östlichen Rand der Schüsselkar Südwand beginnt müssen wir wieder sehr weit absteigen. Den Einstieg finden wir sofort und so können wir gleich in die erste Seillänge einsteigen. Gebrandmarkt durch die ungenaue Schwierigkeitsbewertung der Aschenbrenner im Panico Topo sind wir heute mit einem Panico und einem Topoguide Topo ausgerüstet. Die ersten Seillängen führen in eher mäßigen Grasgelände mit einigen netten Kletterstellen nach oben. Doch mit dem extrem plattigen Quergang geht es in der 4. Länge dann richtig zur Sache.
Geübt in Plattenkletterei durch unseren Urlaub in Ponte Brolla schleiche ich gefühlvoll über den glatten Bauch und setze meine Füße vorsichtig in kleine Dellen. Kurz geht es noch über eine nasse Stelle, da hier die Griffe allerdings ganz gut sind stört dies nicht wirklich. Erleichtert hänge ich mich in den Stand ein und mit Respekt kann ich die nächste selbst abzusichernde 6+ Länge begutachten. Klaus steigt gleich mutig ein und mit sauberer Technik zieht er souverän nach oben.
Nach einer alten Fixschlinge kann er endlich meinen 3er Camalot einbauen und in anstrengender Piaztechnik über die Schlüsselstelle klettern.
Die nächste Seillänge wartet mit etwas eigenartigen Quergängen auf und so beschließe ich so wie im Topoguide angegeben schon nach 25m Stand zu machen.
Klaus meistert auch die nächste Seillänge perfekt im Vorstieg und so stehen wir unter der 8- Schlüsselseillänge.
Da die Anforderungen für mich doch etwas hoch sind begrabe ich meine Freikletterträume recht schnell und bin froh über Hakenunterstützung für die schwierigsten Stellen. Beim Klettern sehe ich, dass die Griffe eigentlich ganz gut, doch leider von unten oft schwer erkennbar sind. So sage ich Klaus wo er einen guten Griff hat und versuche für mich die wichtigsten Griffe einzuprägen um beim nächsten mal die Route Rotpunkt durchsteigen zu können.
Heute haben wir interessanterweise das Gefühl, dass die Schwierigkeitsbewertung im Panico Topo um einiges besser hinkommt als im Topoguide, bei einer 8+ würde ich von einem Durchstiegsversuch nicht einmal zu träumen wagen. Leider rutscht Klaus bei einem Zangenaufleger ab und so kann auch er diese Länge heute nicht flaschen. Die letzte eigentliche Länge des „Bayerischen Traumes“ ist dann noch einmal ganz schön kraftraubend.
Doch nach 4 Stunden Kletterzeit ist auch diese Hürde geschafft.
Der Topoguide gibt die Kletterei mit nicht gerade traumhaft an. Ich muss ihnen zwar recht geben, dass es gegenteilig zur Meinung von Heinz Zak sich hier nicht gerade um die schönste Wettersteintour handelt, trotzdem war die Kletterei in einigen Seillängen sehr schön. Doch über Geschmack lässt sich bekannter weise ja lange streiten und so konnten wir auf jeden Fall einen herrlichen Tag ganz alleine! im Schüsselkar genießen.