Endlich wieder mal etwas besseres Wetter in Tirol. Der Luftballonweg steht schon lange bei Fahmi und mir ganz oben auf der „to do“ Liste. Am Vortag denke ich mir noch, die 6 Seillängen schaffen wir doch locker in 3 Stunden und vereinbare mit Manu eine Rückkehr so gegen 15 Uhr. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
In der Früh begrüßt uns ein Wolken verhangener Himmel. Ein paar Regentropfen säen zwar erste Zweifel ob die Tour wirklich trocken ist, doch unsere Abenteuerlust lassen wir uns nicht nehmen. Also marschieren wir strammen Schrittes vom Speichersee in Kühtai übers Mittertal zum Wandfuß der Maningkogel Nordostwand. Zumindest der Einstieg der Wand sieht halbwegs trocken aus. Erstmal Gurt angelegt und mit schwerer Schlosserei behangen, auch Hammer und Haken kämpfen heute um den knapp bemessenen Platz am Klettergurt. Doch ein Blick in die düstere Wand genügt, um den etwas angestaubten Symbolen des Alpinkletterns schnell einen Ehrenplatz zu verschaffen.
Den Vorbau überwinden wir noch seilfrei, doch schon bald steilt sich der Fels auf und so gehe ich die erste schwerere Kletterstelle gut gesichert durch Fahmi an.
Schnell einen ordentlichen Friend gesetzt, rechts einen etwas hoch gesetzten Schlaghaken eingehängt, schon überwinde ich mit einem nicht gerade Leisten schonenden Spreizschritt die erste Hürde. Ein perfektes Felsköpfl lädt mich nach der kurzen Schwierigkeit zum Stand machen ein.
Die nächste Seillänge schaut dann schon etwas knackiger aus. Die ersten Meter kann Fahmi zwar noch sauber mit Friends und Keilen absichern, doch nach einigen Metern werden die Risse immer schmaler und der Fels leider nicht gerade trockener. Also Hammer und Haken in die Hand genommen und schon höre ich ein immer heller klingendes Singen des, unter Fahmis Hammerschlägen vibrierenden, Hakens. Leider können wir den im Topo angegebenen Standplatz nicht finden, also muss Fahmi auch hier mit dem Hammer etwas nachhelfen.
Jetzt bin ich wieder dran das scharfe Ende des Seils zu übernehmen. Die nächste Länge zieht gleich ordentlich steil nach oben. Leider trüben die nassen Griffe im Rissgrund die Kletterfreude etwas. Doch schon bald ist der nächste Standplatz, diesmal mit zwei zwar schon etwas angerosteten aber dafür gut gesetzten Haken erreicht. Ein Überklettern dieses netten Plätzchens gebe ich aufgrund des Seilzugs schnell auf und hole Fahmi zu mir nach. Die nächste Länge bereitet uns dann schon mehr Kopfzerbrechen und so setzt Fahmi drei weitere Haken in den feuchten Fels.
Leider ist die nun folgende eigentlich etwas leichtere 5er Platte ziemlich nass und schlecht absicherbar. Ich schlage also Fahmis letzten gesetzten Haken aus der Wand und schaue mir die Sache aus der Nähe an. Nein, insgesamt gut 15m bis zum rettenden Standplatz mit nur einem Haken dazwischen, das traue ich mir nicht zu. Ein Abseilen wäre hier aber schon nicht mehr ganz so angenehm und auch eine Umgehung der Platte schaut nicht Erfolg versprechend aus. Also übernimmt Fahmi mutig den Hammer und klettert einfach los. Mit geschulten Blick findet er mehrere kleine Risse für unsere letzten 3 Schlaghaken und auch 2 Klemmkeile bringt er mit ein paar Hammerschlägen in den seichten Riss. Doch die letzten nassen Meter verlangen auch von Fahmi ein Arschbacken zusammen kneifen. Mit dem herunter gelassenen Hammer kann ich unsere für die oberen Seillängen eventuell benötigten Haken retten, doch die beiden Klemmkeile bekomme ich nicht mehr aus der Wand. Die Schlüssellänge ist zwar auch nass doch wenigsten gut gesichert. Also hangle ich mich in technischer Kletterei fröhlich über die steilste Stelle der Wand. Kaum bin ich über dem Überhang wird der Fels endlich trocken und es kommt so etwas wie Genusskletterfeeling auf.
Nun folgen nur noch ein paar leichtere Längen, doch ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass das mit meinem heutigen Zeitmanagment wieder mal nicht hinhaut, es ist schon 16 Uhr! Also Manu schnell über unsere Situation per Handy informiert und obwohl inzwischen ziemlich müde in Richtung Gipfel sputen.
Am höchsten Punkt angekommen schieße ich von Fahmi ein Foto und nach einer kurzen Jause geht es in Richtung Auto. Doch fordert das Gelände auch hier immer noch volle Konzentration. Daheim sind wir erst kurz vor 20 Uhr.
Habt ihr ein Topo vom Luftballonweg ??
Hallo Silvia
Im Orgler Führer Stubaier Alpen ist eines drinnen.
Gruaß
Simon